Leichtlösliches

Leichtlöslich
(aus der Küchenecke II)
2010

Leichtlöslichkeiten, 2010

Löslichkeit – gleich, ob Ab-, Los- , Auf- oder eine ganz andere Löslichkeit –  ist immer die Aufhebung einer Begrenzung. Sie kann einen Gewinn an Selbständigkeit, Individualität und Freiheit bewirken; ebenso nah ist aber auch der Übergang zu Konturlosigkeit, Identitätsverlust oder -wie im Fall der Loslöslichkeit- zur Isolation.

Tatsächlich ist die Löslichkeit selbst meist ein Übergang von einer Bindung in eine Unbindung und weiter in den nächsten Zustand von Eingebundenheit – also einer neuen Bindung und Begrenztheit.

Sie ist ein dem Material, Ding, Lebewesen und Menschen innewohnendes Streben nach individueller Begrenzung, sie ist eine Sehnsucht, eine immer latent vorhandene Möglichkeit,

Wie leicht Grenzen zu brechen sind, wie fragil das Beständige, das Sicher-geglaubte, das scheinbar Unumstößliche ist, erleben wir tagtäglich. Wie leichtlöslich ist die Bindung an körperliche Existenz oder an Selbstdefinition?
Wie leichtlöslich ist wissenschaftlich scheinbar Klar-Umrissenes und Definiertes? Wie auflösbar sind moralische Bedenken?

 Mira Schumann