Raumgeschichten

O.T. (Staubraum)
Hausstaub, Kronleuchter,
Tierpräparat (Bussard),
Maschendraht
Künstlerhaus Dortmund,
2001








Die beiden Durchgänge zu dem Raum sind mit Gitterdraht verschlossen. Es besteht kein Zugang, nur Einblick:

Rechts oben an der Wand – etwas abseits – ist der ausgestopfte Bussard mit ausgebreiteten Schwingen befestigt. Tief hängt ein schwerer Kronleuchte warm-gelbes Licht verbreitend über dem von Hausstaub bedeckten Boden. Staub, mal in kompakten von Staubsaugerbeuteln geprägten Klumpen, mal wollig aufgehäuft, dann wieder über größere Flächen fein puderig; nur von duftigen Staubflocken unterbrochen.

Hat sich der Staub im Laufe von Jahren bis hinauf zum Kronleuchter gehäuft? Hat das Element, dessen Heimat sonst doch unter Sofas und hinter Schränken auszumachen ist, sich nun hervor gewagt, hat es die Oberhand gewonnen? Oder offenbart sich hier nur die Allgegenwärtigkeit von Staub, seine unendliche Masse und somit seine ebenso unendliche Größe, indem er – flach gestreift vom Schummerlicht – zur Landschaft wird? Vom scheinbar Kleinen zum scheinbar Großen?

Erhebt sich der Bussard zum Flug über diese Landschaft? Oder ist auch der ausgestopfte Greifvogel ein Teil der Sofa- und Schrankwand-Wohnzimmer, wo er als ein Stück geträumter Vogelfreiheit, Träger der Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit, tot und in der Bewegung erstarrt an der Wand hängt?


Mira Schumann