Der Besucher des roten Hauses geht von Raum zu Raum, vom Keller zum Dachboden, durch verdunkelte Räume, durch orange-rotes Licht.
Er schaut ins Wohnzimmer: doch etwas ist anders, die Heimeligkeit ist gestört, der Normalzustand zerbrochen. Das einzig Reale ist ein künstliches Kaminfeuer, der Rest nur ein Flickbild aus Licht derangiert, zerrissen.
Er geht weiter in den Keller: Baustahlstützen sind zwischen nachuntendrückender Decke und Boden gestemmt, dazwischen in kühler Feuchtigkeit beinah wie zwischen Bäumen ein Picknick-Plätzchen. Die Musik aus dem Transistorradio läuft noch, reichhaltiges Essen ist ausgebreitet, der Wein noch im Glas.... eigenartige Situation scheinbar plötzlich verlassener Ort, durch ein nur denkbares Ereignis... was war geschehen?
Und selbst auf dem Dachboden zeugen Dinge davon, dass jemand in seinem Tun gestört wurde: zwischen den Strohballen liegen noch die Schuhe und eine Perücke, das Kleid hängt über dem Geländer. Wer immer hier was getan hat, wurde dabei unterbrochen.
Die Geschichten der Räume liegen verborgen in den Dingen dort, die der Besucher als Überreste wahrnimmt. Der Besucher denkt diese Vorgeschichten, er analysiert das Davor der vorhandenen Situationen und wird so zum verspäteten Zeugen.
Mira Schumann
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